Im frühen 18.Jh. erhielten die Bastionen ihre heutigen Namen. 1707 wurde der Pulverturm auf dem Hohen Kavalier mit Kupfer gedeckt. Ein Jahr zuvor hatte man die Windmühle auf der Bastion Phillip abgerissen. Nach dem Frühjahrshochwasser 1736 wurde die durch Hochwasser stark beschädigte Bastion Brandenburg abgerissen und neu errichtet. Das Gründungsmauerwerk bestand nun aus massiven Sandsteinquardern, die aus schlesischen Steinbrüchen herangeschafft wurden. Diese Quader wurden mit gegossenen Blei fixiert. Eine Technik, die auch bei den ohne Mörtel arbeitenden Maya und Aztheken angewendet wurde.
1758 wurde die Festung durch russische Truppen beschossen, die jedoch an den Festungswerken keine nennenwerten Schäden erzielen konnten. Die Stadt indes brannte völlig ab. Zwar achtete König Friedrich II. auf die sorgsame Instandhaltung der Festungsanlagen, größere Baumaßnahmen wurden jedoch nicht durchgeführt. Das Festungsvorfeld wurde mit einigen Erdschanzen versehen, die jedoch bald wieder dem Verfall preisgegeben wurden. In der taktischen Ausführung ähneln diese Schanzen sehr an den ab 1830 errichteten Lünettenring. 1796 wurden im Zuge von Erhaltungsmaßnahmen die Wälle der Raveline und der Gohrin erhöht. Nach den verlorenen Schlachten von Jena und Auerstedt wird die Festung im November 1806 in den Verteidigungszustand versetzt, die von König Friedrich-Wilhelm III. persönlich organisiert wird. Ausgestattet mit Nahrungsmittel für drei Monate und 3000 Festungsbesatzung sollte die Festung die französischen Truppen aufhalten. Die Oder gilt als die letzte Verteidigungslinie gegen den Eroberungsdrang Napoleons und König Friedrich-Wilheln will Zeit gewinnen um in Ostpreußen die Verteidigung zu reorganisieren. Festungskomandant Oberst von Ingersleben kapitulierte jedoch kampflos vor den in starken Unterzahl vor der Festung auftretenden Franzosen. Napoleon soll auf dem hohen Kavalier stehend, Küstrin als furchtbare Festung bezeichnet haben.

Die Festung blieb als Pfand durch französische Truppen besetzt, um die Bezahlung der durch Napoleon aufgebürdeten, immensen Kontributionen durch Preußen abzusichern. Von den Franzosen wurde auf dem Weg nach Bleyen eine Schanze mit Blockhaus angelegt und mit zwei Kanonen armiert, um die Brückenschanze zu entlasten. Die Schanzen aus der Zeit Friedrichs II. wurden wieder reaktiviert und ausgebaut. Doch schon bald zeigten sich die deutlichen Schwächen der Festung, die den veränderten Bedingungen der Kriegführung nur schwer anzupassen war. Allein das Durchziehen größeren Menschenmengen gestaltete sich schwierig, da die Zuwege ausschließlich durch die Straßen auf den Dämmen erfolgen konnte. Von einem längeren Aufenthalt ganz zu schweigen. Die Festung selbst war zu eng, um als befestigter Ort als Stützpunkt für Truppen und Versorgungsgüter dienen zu können.

Festung mit neuen und reaktivierten Schanzen um 1810

Bereits nach dem Siebenjährigen Krieg verlagerte man Lagerplätze außerhalb der Stadt, wo diese jedoch weder geschützt noch kontrolliert werden konnten. General Major Cirez, der von Napoleon zum Geniedirektor der Oderfestung ernannt wurde, bezeichnete Küstrin als eine untätige Festung, da diese zwar von wenigen Truppen verteidigt, jedoch auch von relativ wenigen Truppen blockiert werden konnte. Dieser Mangel konnte nur behoben werden, wenn aus Küstrin ein großes verschanztes Lager, mit der Stadtbefestigung als Kernwerk, entstehen würde. Nach der militärischen Wende 1813 erfüllte sich diese Einschätzung. 4000 Mann Festungsbesatzung wurden von einem kleinen, nur rund 5000 Mann starken Blockadekorps 30.März 1814 zur Kapitulation gezwungen. Während der 13 monatigen Belagerung verloren die Franzosen 3000 Mann, obwohl lediglich nur drei kleinere Scharmützel geführt wurden.

Nach der Kapitulation der französischen Truppen erfolgte auf dem nun freien Gelände der langen Vorstadt der Ausbau des gesamten Brückenkopfes auf dem Westufer der Oder. Um 1830 wurde an der rechten Flanke des Hornwerks die Schützenbastion errichtet. In den 40er Jahren des 19.Jh. wurde aus dem gedeckten Weg, der um die Stadt führt, in eine große Envelope mit nassen Vorgraben umgewandelt. Weitere Moderni- sierungsmaßnahmen wurden danach erst 1870 durchgeführt, als auch die Festung als Kern eines auf rund 5km Durchmesser vergrößerten Festungsareals der Wirkung moderner Geschütze angepasst wurde. Dazu wurden die alten, hohen Stadttore abgerissen. Der Torneubau wurde an die Wallhöhe angepasst. An den Wällen wurde die obere Ziegelschicht bis zu einem Meter abgetragen und durch eine Zerschellschicht aus Stampfbeton ersetzt. Auch die Bastion Kronprinz, als zentrale Batteriestellung strategisch wichtig, wurde durch Betonverstärkungen der Deckengewölbe für Stationierung schwerer Geschütze umgebaut. Bei allen anderen Bastion erfolgten keine Betonverstärkungen.

Das Zorndorfer Tor und Bastion Kronprinz nach dem Umbau 1870
Schleifung der Festung

Durch den Bau des Fortrings 1983-1890 verlor die Kernfestung zunehmend an strategischer Bedeutung und es mehrten sich die Forderungen seitens der Stadtverwaltung nach Auflassung der Festungsanlagen. Das konnte die Militärverwaltung lange verhindern. Doch 1902 wurde der Wall zwischen den Bastionen Brandenburg und König niedergelegt und mit Bäumen bepflanzt. Gegen 1910 wurde die inzwischen völlig veraltete Festung militärisch aufgegeben und die Anlagen an die Stadt verkauft. Die Stadtverwaltung beschloss die Niederlegung der Befestigungen an der Ostseite um das Areal mit Wohnungen zu bebauen und die Altstadt stärker mit der Neustadt zu verbinden. Der Weltkrieg verhinderte zunächst diese Maßnahmen, nach 1920 konnte die Denkmalschutzbehörde den Abriss der Festungsanlagen erfolgreich verzögern. Vorschläge die Festung im aufkommenden Fremdenverkehr zu vermarkten, wurden ignoriert. Da durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages die Truppenstärke der Reichswehr auf 100.000 Mann begrenzt wurde, verlor auch die Garnisonsstadt Küstrin mit der Truppenreduzierung einen wichtigen Wirtschaftsfaktor, was eine hohe Arbeitslosigkeit mit sich führte. Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wurden ab 1925 die Bastionen Königin und Kronprinzessin niedergelegt. Die Bastion Kronprinz sollte ursprünglich erhalten bleiben, wurde jedoch 1932 zum Bedauern vieler Küstriner gesprengt.

Niederlegung der Bastion Königin 1925
Abriss der Bastion Kronprinz 1932

Damit verlor Küstrin entgültigt den Status als Festungsstadt. Doch noch einmal sollte die Festung als Bollwerk die Oder gegen eine feindliche Armee schützen. In den schweren Abwehrkämpfen des Frühjahrs 1945 wurde Küstrin wieder zur Festung erklärt und Teile des Festungsareals als Verteidigungsstellung genutzt. Die Kasematten dienten allerdings ausschließlich Unterkunft- und Lagerzwecken.