Lünette B

Die 1860 in dreijähriger Bauzeit errichtete Lünette B sicherte zusammen mit der älteren Linken Flügellünette die südliche Flanke der Oderinsel. Die Lünette wurde in in Form einer sechseckigen halben Redoute errichtet und maß rund 100m im Walldurchmesser. Ein 20m breiter Wassergraben sichterte die Befestigung gegen Erstürmung. Die gebrochene Lünettenkehle wurde durch eine Mauer verschlossen in dessen Mitte sich das ein kreuzförmiges Reduit befand. Der Zugang erfolgte durch eine Zugbrücke, die sowohl ins Reduit als auch in den Lünettenhof führte. Im linken Wall befand sich das Pulvermagazin. Armiert wurde die Lünette mit 6 Kanonen und einer Kompanie Schützen.
1873 sahen Planungen die Erhöhung der Wälle vor. Ob diese Pläne verwirklicht wurden, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Zur Wende zum 20.Jh wurde die Lünette B nicht mehr militärisch genutzt, blieb jedoch weiterhin Teil der militärischen Planung. So wurde das hohe Dach des Reduits und die darunterliegenden Gewölbe

beseitigt um eine flachere Silouette zu bilden. Die Schießscharten des Reduits wurden zu Fenstern ausgebaut und der direkte Zugang von der Zugbrücke zum Reduit verschlossen. Der Keller wurde zugeschüttet. Die Wälle sollten Bestandteil einer Batteriestellung bleiben. In den 20er Jahren des 20.Jh. nutzte ein Küstriner Ruderverein das Gelände.
In den schweren Abwehrkämpfen 1945 wurde die Lünette in das Verteidigungssystem integriert. Auf der Wallkrone der Face wurden MG-Stellungen und Laufgräben ausgehoben. Teile der Wälle, das Reduit und die Kehlmauer wurden durch Feindeinwirkung erheblich beschädigt. Nach 1945 wurde das Areal als Schießplatz durch die Sowjetarmee verwendet, die auch die nahegelegenen Gebäude der ehemaligen Artilleriekaserne nutze. Der Zugang zum Werk erfolgte nun über einen neu aufgeschüttenen Damm, da die hölzerne Brücke zerstört wurde. Das Pulvermagazin wurde als Lager für Gewehrmunition verwendet. Aus dieser Zeit sind noch Reste der für die Sowjetarmee typischen Wandbemalung erhalten. Rechts vom Pulvermagagzin wurde im 20.Jh ein Anbau aus Ziegelsteinen und Stahlträgern errichtet. Bisher konnte nicht nachvollzogen werden, warum dieser errichtet wurde.

Lünette B im März 1945. Gut erkennbar das Stellungssytem mit Laufgräben Die Kehlfront mit nassen Graben - Aufnahme 2005 Reduit von Süden Innenseite der Toranlage

Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen wurde das Gelände in den 90er Jahren für den Tourismus erschlossen. Wegweiser und Bildtafeln informierten über die Bauwerke. Doch wird das Gelände nicht gepflegt, Wegweise und Infotafeln verfallen. Die Wege werden zunehmend von der Vegetation überwuchert und sind nur schwer passierbar. Der verschlammte Wassergraben bietet eine ideale Brutstätte für Mücken, die einen Besuch ab Mai schier unerträglich werden lassen. Seit 2009 ist die Oderinsel als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die zur Lünette führenden. Dämme wurden auf 20m breite durchbrochen, um ein größeres Überflutungsgebiet und damit Lebensraum für seltene Tierarten zu schaffen. Die Lünette kann somit nur in Zeiten mit tiefen Wasserstand erreicht werden. Mit dieser Maßnahme wird jedoch der Verfall des Bauwerks gebilligt. Diese Entscheidung der örtlichen Politik ist höchst bedauerlich, da auf dem Gebiet der ehemaligen DDR die Küstriner Lünette B das einzige Baudenkmal neupreussischer Fortifikation ist, daß diesen noch sehenswerten Erhaltungszustand aufweist.

Zerstörtes Reduit von Norden Zugang zur Pulverkammer mit Anbau aus dem 20.Jh

Vorraum der Pulverkammer. Im Hintergrund der Zugang zum umlaufenden Belüftungsschacht

Reste des Stellungssystem auf dem Wall